„Q wie Quark?“ Danell Mayer schaut skeptisch auf den Zettel, den er kurz zuvor aus einem großen Topf geangelt hat: „Ich mag doch gar keinen Quark!“, sagt der Neunjährige Veernschüler und seufzt. Gut, dass er nur darüber schreiben soll: Für das neue „Erste Buch“ müssen 26 Abc-Geschichten her. Drittklässler aus der Seestadt können ab sofort wieder munter drauflosfabulieren.
Das „Erste Buch“ – die Lese- Lern-Lektüre von Kindern für Kinder – geht in die nächste Runde: Bei der Auftaktveranstaltung in der „Losche“, dem Wasserturm am Leher Stadtpark, angelten Vertreter aus 26 dritten Klassen Buchstaben und Wörter, zu denen sie und ihre Mitschüler ab sofort Geschichten erfinden werden. Die besten Texte werden im Dezember in gebundener Form an alle Abc-Schützen der Stadt verteilt. „Für viele Erstklässler ist es tatsächlich das erste Buch, das ihnen ganz allein gehört“, sagt Mitinitiator Hermann Schünemann. Ziel dieses Projektes ist es, den Kindern Spaß am Bücherlesen zu vermitteln und sie beim Lernen zu unterstützen. „Ich liebe es, Geschichten zu schreiben“, sagt Jonas Torge. Auch Zwillingsschwester Lotta lässt ihrer Fantasie gerne freien Lauf. Für das „Erste Buch“ werden die Schüler der Gaußschule II über „M“ wie Mutter schreiben: „Vielleicht schreibe ich etwas über eine Familie, in der die Kinder nur Quatsch machen. Die Mutter wird dann schimpfen“, verrät Lotta ihren ersten Einfall.
»N wie Nordpol finde ich super. Da kann ich etwas über Eisbären schreiben. «
Amy Bräuer, Drittklässlerin
Jonas Idee geht in eine völlig andere Richtung: „Ich schreibe vielleicht über ein Schiff, an dem eine Mutter fehlt“, sagt er – und denkt an das Metallstück, mit dem man eine Schraube befestigt. Auch einige Mitstreiter haben schon erste Ideen: „Vielleicht schreiben wir über einen Bingospieler, der immer gewinnt“, sagt Lana Weber. „Der gewinnt nicht, der siegt“, ergänzt Sophie-Marie Guzek – schließlich haben die Drittklässlerinnen der Amerikanischen Schule das „S“ wie „Sieger“ geangelt. „Davon gibt es viele, da kann man also ganz unterschiedliche Geschichten zu schreiben“, sind sich die Mädchen einig. Mit ihrem Fang „G“ wie „Gummistiefel“ kann sich auch Maya Laudien arrangieren: „Ich trage zwar nicht gerne Gummistiefel, aber da fällt mir schon was zu ein“, ist die Achtjährige überzeugt. Bei Helin Gürsoylu und ihrem Buchstaben ist es erst Liebe auf den zweiten Blick: „C wie Cello! Was ist das denn?“, fragt die Siebenjährige. Wenig später sprudeln die Ideen nur so heraus: „Ich schreibe über ein verzaubertes Cello, dass von alleine wunderschöne Musik macht.“ Das C ist wohl doch gar nicht so schlecht. Das „O“ wie „Orkan“ stellt Daniel Kruk dagegen vor eine Herausforderung: „Ich wusste gar nicht so richtig, was das ist. Eine Idee habe ich auch noch nicht.“ Mitschüler Jannik Peters ist überzeugt: „Uns fällt schon etwas ein.“ Wirklich zufrieden ist der Achtjährige mit dem geangelten Buchstaben aber nicht: „Ich habe gehofft, dass wir F wie Fußball bekommen!“ Ob „O“ oder „F“, ist Lehrerin Nadine Romeike völlig egal: „Immerhin ist es nicht das Y geworden“, sagt sie und lacht.