Kinder schreiben für Kinder
erschienen in der NORDSEE-ZEITUNG
Von Sonja Schierwater
Neue Ausgabe: „Das erste Buch“ – Drittklässler werden für Bremerhavener Abc-Schützen zu Autoren

Es ist blau und randvoll mit Geschichten von A bis Z: Das erste Buch. Am Freitag nahmen die Erstklässler der Pestalozzischule ihr Exemplar der diesjährigen Ausgabe aus den Händen von Werder-Legende Marco Bode entgegen. Der Schirmherr hatte neben Büchern auch eine neue Idee im Gepäck.

Lara hat das T erwischt. „Traum“ war die Themen-Vorgabe zu diesem Buchstaben. Also hat sie sich eine Geschichte rund um das Wort ausgedacht. Die war so schön, dass sie nun im Ersten Buch schwarz auf weiß zusammen mit 25 anderen für alle Erstklässler der Stadt gedruckt wurde. „Es ist toll, dass mein Name in einem Buch steht“, sagt die Drittklässlerin der Pestalozzischule stolz. Zu jeder Geschichte des Alphabets, die Schüler der Dritten Klassen Bremerhavens geschrieben haben, hat ein anderer Schüler ein Bild gemalt. „Gerade vor dem Hintergrund der kulturellen Vielfalt in den Schulen sind die gemalten Bilder mindestens genauso wichtig wie die Geschichten. Das Bild ist eine wichtige Ausdrucksform, vor allem für Schüler, die nicht so gut Deutsch sprechen“, sagt Oberschulrätin Regina Volz, die beim Schulamt für den Primarbereich zuständig ist. Das erste Buch sei ein Superprojekt, so Volz. „Kinder schreiben für Kinder und die wissen ja am besten, was sie interessiert. Große schreiben für Kleine und merken, dass es wichtig ist, was sie zu sagen haben“, sagt Volz. Ein Projekt, das mehr ist als nur Leseförderung. Für manchen Erstklässler ist es tatsächlich das erste Buch in seinem Leben. „Aber der Anteil der Kinder, bei denen das der Fall ist, ist in den vergangenen Jahren gesunken“, so Hermann Schünemann vom Carl Schünemann Verlag, der das Buch herausgibt.

„Kinder schreiben für Kinder und die wissen ja am besten, was sie interessiert. Große schreiben für Kleine und merken, dass es wichtig ist, was sie zu sagen haben“

Oberschulrätin Regina Volz

Trotzdem: „Die Kinder hüten es wie einen Schatz“, sagt Karina Becker, stellvertretende Schulleiterin der Pestalozzischule. Der Schatz ist kostenlos und soll zum Lesen und Vorlesen animieren. „Eigentlich müssten wir noch mehr Eltern erreichen, denn die sind wichtig, wenn es um das Vorlesen geht“, so Schünemann. Das klappt manchmal über das Autogramm von Schirmherr Marco Bode. Das schreibt er jedem Schüler, der möchte, in dessen Exemplar. Er liest auch zwei Geschichten vor: Vom Lamakind, das in eine Schlucht fiel, und von einem Hund, der die ganze Familie aus den Händen von Entführern befreit. „Die Geschichten haben sich in den vergangenen Jahren verändert“, sagt Bülent Uzuner vom Verein Das erste Buch. „Sie sind ein Spiegel der Zeit. Sie geben Hinweise auf den technischen Stand, auf das Wissen der Kinder und auf die Art, wie sie spielen“, sagt er. Die Themen seien heute andere als 2001, bestätigt Schünemann. „Inzwischen kommt in einer Geschichte auch ein Handy vor“, sagt er. Eine Stunde Mathe durch Schachspielen ersetzen, um logisches Denken zu fördern – das ist die neue Idee des Vereins. „Es gibt einen Pilotversuch in Salzgitter, der zeigt, dass es funktioniert“, sagt Bode, selbst leidenschaftlicher Schachspieler. Ein Projekt, das auch Schülern helfen würde, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, denn es erfordere keine Sprache, so Volz dazu. „Vielleicht können wir es schon zum nächsten Schuljahr umsetzen“, so Bode.


Lara trägt ihre Geschichte vor, unterstützt durch Hermann Schünemann vom herausgebenden Verlag.

»Es ist toll, dass mein Name in einem Buch steht. «

Lara Haj Mohamad (8), Autorin

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